Erfahrungsbericht von Johannes M.

Wenn ein so großes Event wie der Saarschleifenmarathon bei uns in der Nähe stattfindet, dürfen die Querlenker natürlich nicht fehlen. So machten sich Sarah, Boris, Andreas, Johannes Kettenhofen, Kai und ich am 11.08. auf den Weg, um entweder beim Sporttrack oder beim Halbmarathon zu starten. Boris und ich entschieden uns für den Halbmarathon und machten uns bereits um 8:40 Uhr – natürlich per Fahrrad – auf den Weg nach Orscholz, um pünktlich und aufgewärmt zum Start um 9:35 Uhr vor Ort zu sein. Da der Startschuss zum Sporttrack erst 70 Minuten später fiel, bekamen wir die oben genannten vor dem Rennen nicht zu Gesicht, dafür aber Querlenker Daniel Andres – klar, das Wetter war ja gut …

Daniels Tipp, sich zu Beginn hinten zu positionieren, um dann, wenn die „Schnellen“ weg sind, freie Bahn zu haben, wurde beherzigt. Seine zweite Anmerkung, dass die anderen Teilnehmer bergab nicht ganz auf Querlenker-Niveau sind, behielt ich im Hinterkopf.

Boris und ich wünschten uns viel Glück, ein Knall ertönte, und los ging es Richtung Michaelskapelle in Taben-Rodt über den Herker in Weiten. Dieser erste Abschnitt war größtenteils geschottert oder asphaltiert und relativ flach, also hieß es „Gas geben“. Mit Pulsmesser und Garmin ausgerüstet bemerkte ich beim ersten Anstieg dann schon, dass mein Herz jetzt bereits 170 Mal pro Minute schlägt – vielleicht etwas hart am Limit für die ersten 15 Wettkampfminuten. Obwohl mein Verstand mir sagte, es sei klüger, etwas langsamer zu machen, ließ ich mich durch das Wettkampfadrenalin dazu hinreißen, weiter in diesem Tempo zu fahren. An der Käshütt ging es vorbei in den Tabener Wald, die ersten Bergabpassagen kamen, und die ersten Mountainbiker lagen bereits am Boden. Beim Trail zur Michaelskapelle staute es sich, weil einige bei den leichten Drops absteigen mussten. So fuhr ich relativ gemütlich bis zum Ende des Trails und bog nach rechts Richtung Saarhölzbach ab. Von hier bis zum Eingang des Wolfsbachtrails war ich fast alleine, überholte vielleicht zwei, drei Teilnehmer und konnte am Segment „Saar Steilhänge am Kaiserweg“ einen persönlichen Rekord bergab fahren. Erst am Wolfsbachtrail fuhr ich wieder auf andere Teilnehmer auf. Diese hatten größere Probleme, die nicht ganz einfachen ersten 150 Meter des Wolfsbachtrails zu bewältigen. Ausgewaschen, mit tiefen Furchen und ziemlich steil, musste man eine gute Linie wählen, um durchzukommen. Die Stehenden machten aber Platz, und man wurde nicht aufgehalten. Auch dieses Segment fuhr ich mit persönlichem Rekord, aber auch mit 180er-Puls, sodass ich mir selbst aufzwang, auf dem folgenden, nur leicht ansteigenden Waldweg bis zum Sparkassentrail etwas Tempo rauszunehmen. Den zugematschten Sparkassentrail bewältigte ich ohne größere Probleme und verschärfte das Tempo nochmals Richtung Saarhölzbacher Brücke.

Relativ ereignislos führte die Strecke von dort 200 Höhenmeter in den Saarhölzbacher Wald hinauf, vorbei an der ersten Verpflegungsstation und am Vogelsfelsen. Hier fuhr ich dann einige extra für den SBM errichtete, schön gemachte Trails, die ich bei meinen Vorbereitungsfahrten für das Rennen nicht gefunden hatte bzw. die wahrscheinlich in den zur Verfügung gestellten GPX-Strecken nicht enthalten waren. Auf diesem Abschnitt hatte ich einen konstanten Begleiter – Mitte vierzig, drahtig, stark bergauf, nicht ganz so stark bergab, schwarze Assos-Hose –, den ich noch häufiger sehen sollte. Er kurbelte beim Anstieg an mir vorbei und machte im Downhill sehr fair Platz.

Es folgten mehr oder weniger vertraute Strecken, die wir auch regelmäßig bei unseren Dienstagstouren abfahren: Wollscheidtrail, gefolgt von den Ziegelbergtrails, erweitert um spaßfreie Anstiege und befreit von zu technischen Abfahrten. Vermeintlich gestärkt von der Jausenstation am Schloss Ziegelberg, bekam ich bei der Treppenabfahrt zum Mettlacher Marktplatz Krämpfe in beiden Oberschenkeln. Im Schatten der alten Volksbank musste ich anhalten und versuchen, sie rauszudehnen. Hier sah ich dann auch zum fünften und letzten Mal die schwarze Assos-Hose an mir vorbeifahren, deren Träger mir noch mitleidig zurief: „Ach, Krämpfe – Scheiße!“ Ab jetzt mahnte ich mich dann wirklich, das Tempo rauszunehmen, aber auch das half nichts, sodass ich im Bohnenbergclimb, alias Bitburgersteige, wieder absteigen musste, um kurz zu dehnen. Hier traf ich dann Kai Schu, der mich grüßend überholte.

Nach dem Dehnen kam ich nochmals einigermaßen in Tritt, konnte Kai kurz vor dem sehr steilen, wurzeligen Stück am Ende der Keuchinger Siedlung freundschaftlich beim Überholen auf den Rücken klopfen, nur um dann mitten in der Steigung nochmals anhalten zu müssen, um die Oberschenkel von Krämpfen zu befreien. Ab da war dann die Luft endgültig raus, ich fuhr ab jetzt nur noch auf Schadensbegrenzung und versuchte, relativ gleichmäßig und langsam durchzukommen. Dies gelang auch relativ gut, und das letzte Steilstück vor Orscholz konnte ich krampffrei nach oben kurbeln.

Der Rest der Strecke ist Sightseeing in Orscholz: Kleine Cloef, Große Cloef, Aussichtspunkt Teufelsstein, Orkelsfelstrail und Cloef-Atrium. Da der Orkelsfelstrail, entgegen unserer gewohnten Querlenker-Gewohnheit, nach oben befahren werden musste, musste ich hier zum vierten Mal meinem zu ambitionierten Beginn Tribut zollen und versuchen, die Krämpfe aus den Beinen zu dehnen.

Kurz vor Schluss stand am Streckenrand eine Frau, die mich anfeuerte: „Los, Johannes, gleich hast du es geschafft.“ Etwas erstaunt, wie sie meinen Namen kennen konnte, erinnerte ich mich daran, dass dieser ja vorn auf der Startnummer steht.

Über die Holzpfade des Cloef-Atriums erreichte ich die Start-Ziel-Gerade und bewältigte die letzten Meter. Nach der Zielankunft fand ich recht schnell meine Querlenker-Freunde, und wir teilten unsere Erlebnisse bei mehreren kostenfreien Bitburger 0,0 % in diversen Geschmacksrichtungen. Nachdem die Gruppenfotos absolviert waren und das fünfte Bitburger Grapefruit auch nicht mehr wirklich schmeckte, beschlossen Boris und ich, gemütlich heimzutrudeln.

Fazit: Es war ein Riesenspaß – ein Radrennen ist atmosphärisch etwas ganz Besonderes. Auch wenn es für mich eigentlich um nichts geht, so ist man doch voll Adrenalin und gibt alles. Oder zu viel, in meinem Fall. Zumindest kann ich mit einem Durchschnittspuls von 177 Schlägen über die Gesamtzeit von 3 h 26 min sagen, dass ich alles gegeben habe.

Nächstes Jahr geht’s wieder an den Start – mit einer etwas ausgewogeneren, zielgerichteteren Vorbereitung und etwas weniger Tempo am Anfang.